Zur Vorgeschichte des Areals im Königreich Sachsen und im Deutschen Reich
1881
Der “Waldpark Junge Heide” wird auf einer etwa vierzig Hektar umfassenden Fläche zwischen Sternweg, Diebsteig und der Meißner Straße angelegt. Anpflanzungen erfolgen und es werden Wege angelegt.
1904
Vorbereitungsgespräche des Verschönerungsvereins für die Lößnitz finden statt mit dem Königlichen Finanzministerium wegen der Überlassung der Abteilung 67 des Dresdner Forstvereins.
1905
Gestaltung eines Radebeuler Waldparks auf einer Fläche von zwölf Hektar die eigens vom Staatsforst dafür gepachtet wurde.
1908
Anlässlich eines Besuches des Königs in den Lößnitzortschaften erhält der Waldpark den Namen Friedrich-August-Park.
1912
Die Stadt Dresden erwirbt Flächen um eine Städtische Krankenpflege- und Fürsorgeanstalt einzurichten, die aber niemals entstanden ist
1914
Mit Beginn des Weltkriegs wird die Parkanlage eingezäunt. Parkwächter werden für die Sicherheit angestellt.
1920
Im Zusammenhang mit einem Generalstreik infolge des Kapp-Lüttwitz-Putsches gegen die Weimarer Republik findet am 13. März eine Demonstration von mehreren tausend Teilnehmern statt. Nach der Protestversammlung im Gasthaus Goldene Krone am Turnerweg (später als Klubhaus des AWD genutzt) ziehen die Demonstranten durch mehrere Straßen zum Waldpark, wo sich die Kundgebung störungsfrei auflöste.
1922
Der finanzschwache Verein übergibt die Obhut über den Park an die Gemeinde Radebeul. Einen Teil des Parks kauft die Chemische Fabrik von Heyden und errichtet 1924 ein Aufenthaltsgebäude.
1934
Das Aufenthaltsgebäude wird zum Casino erweitert.
1939
Es entsteht ein Sportplatz an der Leipziger Straße.
1940
Im August errichtet der Zirkus Sarrasani für ein Gastspiel sein Zelt auf dem Sportplatz.
Brachland-Bestellung der Nachkriegszeit
1945
Aufruf des Oberbürgermeisters von Dresden auf allen verfügbaren Flächen Nahrungsmittel anzubauen. Nachdem die Russen die Bäume des verbliebenen Waldparks gefällt haben, werden im Rahmen der Brachland-Aktion von den zugewiesenen Nutzern die Wurzeln gerodet um Anbaufläche für Gemüse, Getreide und Ölfrüchte zu schaffen. Der Sandboden erweist sich als denkbar ungeeignet zum Anbau und verlangt umfangreiche Kultivierungsmaßnahmen.
1946
Unter der Lizenz der Sowjetischen Militäradministration erscheinen in großer Auflage eine Reihe von Broschüren zur gärtnerischen Praxis auf jedem Boden. Neben der Naturkundlichen Korrespondenz in Kleinmachnow bei Berlin profilieren sich darin besonders der aus Neudamm in der polnisch besetzten Neumark vertriebene und in Radebeul wiedergegründete Neumann-Verlag und die 1922 in Kötzschenbroda gegründete Fachbuchhandlung für den Gartenbau Heinrich Sauermann, welche die Broschüre „Vom Brachland zum Kleingarten“ herausgibt.
1947
Im März und April läuft die Ausstellung „Vom Brachland zum Kleingarten“ in der Stadthalle am Nordplatz.
Als Kleingärtner in der DDR
1950
Zu Beginn des Jahres reisen Walter Schulze, Frieda Harzer und Rolf Donner nach Berlin. Beim Zentralvorstand des FDGB erreichen sie die dauerhafte Anerkennung als Kleingartenanlage. Acht Gärten, die 1946 in der Gleisschleife der Straßenbahn entstanden sind, werden nördlich des Adlerwegs verlegt, wo der Forst auf einem Streifen Wald eingeschlagen hat.
1951
Die Kleingartenhilfe des FDGB, Kreis Dresden, wird am 27. Februar in das Vereinsregister eingetragen. Im Lößnitzgrund wird ein Frühlingsfest gefeiert. Es werden gemeinsame Dampferfahrten auf der Elbe unternommen. Die 1. Landesdelegiertenkonferenz des Landverbandes Sachsen findet am 1. April in Dresden statt. Dabei wird die Absicht formuliert, sich für die „Errichtung von Dauerkleingartenanlagen“ einzusetzen.
Am 5. Mai wird der Vertrag mit dem Land Sachsen – Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, HA Forstwirtschaft, Zweigstelle Kreisforstamt Dresden Abteilung 268 geschlossen. Darin werden zehn Hektar als Brachland rückwirkend ab 1. Oktober 1950 verpachtet an die Kleingartenhilfe e. V. „Am Waldrand“. Im September wurde in der Festhalle in Kötzschenbroda eine Kleingartenleistungsschau veranstaltet.
1952
Im April findet eine weitere Landeskonferenz der sächsischen Kleingärtner und Siedler statt. In Meißen gründen sich am 26. Oktober die Bezirksverbände Leipzig, Chemnitz und Dresden.
1955
Das Kreisforstamt gewährt eine Vertragsverlängerung bis in das Jahr 1989.
1957
Es entstehen die ersten Lauben, darunter auch kleine Häuser mit Keller, Dachboden und Kamin, die als Hauptwohnsitz genutzt und von Postboten und Müllabfuhr versorgt werden.
1958
Das Vereinsheim wird erbaut.
1959
In Leipzig wird der Zentralverband VKSK (Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter) gegründet. Die Gebäude des Kindergartens „Geschwister Scholl“ werden errichtet. Die auf diesem Grund angebauten Gärten werden gleichfalls auf neu entstehende Parzellen nördlich des Adlerwegs verlegt. Eine erste Wasserleitung vom Sportplatz wird gebaut. In den sechziger Jahren errichtet das Filmtheater Union mangels Platzkapazität am Hauptspielort („Flohkiste“) am Bahnhof ein Freilichtkino am Vereinsplatz. Zugleich damit erhalten die Kleingärten Stromanschluss.
1981
Im Dezember wird die Kleingartenanlage „Am Waldrand“ als „Anerkanntes Naherholungsgebiet“ eingestuft.
Kleingärtner in der Wendezeit und nach der Wiedervereinigung
1990
Am 18. September gründet sich der Kleingartenverein „Am Waldrand“. Der VKSK löst sich mit Wirkung zum Jahresende auf. Bis zur Kreisgebietsreform ist der KGV „Am Waldrand“ Mitglied im Kreisverband der Kleingärtner Dresden-Land.
1994
Das Vereinsheim muss wegen Baufälligkeit geschlossen werden.
1996
Während vier Jahren werden die Wasserleitungen vollständig erneuert und dabei eine winterfeste Leitung für den ganzjährigen Betrieb in das Vereinsheim gelegt.
2000
Des Gartenlokal „Am Waldrand“ öffnet wieder.
2001
Der KGV „Am Waldrand“ wird am 24. Oktober 2001 Mitglied im Stadtverband „Dresdner Gartenfreunde“.
2002
In einem Arbeitseinsatz werden die Projektionswand und die Bänke des Freilichtkinos abgebaut.
2010
Das sechzigjährige Jubiläum der Anlage wird mit einem Gartenfest am 19. und 20. Juni gefeiert.
2012
In einem Arbeitseinsatz werden die Reste der Beton-Einfassung des vom Waldpark übrig gebliebenen Bachlaufes, die den Habichtweg am Eingang diagonal querten, entfernt.
2015
Der fünfte Wandertag des Stadtverbands „Dresdner Gartenfreunde“am 31. Mai nimmt seinen Anfang in der KGV „Am Waldrand“. Zum fünfundsechzigsten Jubiläum wird am 20. und 21. Juni ein Gartenfest gefeiert.
2019
Im Herbst beginnen die Umgestaltungsarbeiten des Vereinsplatzes.
2020
Wegen der Allgemeinverfügung im März und der daran anschließenden Sächsischen Corona-Schutz-Verordnung im April und Mai werden alle Versammlungen, Veranstaltungen, einschließlich dem Jubiläumsfest im Juni verschoben. Die Gartenfreunde können zwar ihre Parzellen mit den Haushaltsangehörigen besuchen. Sie müssen dabei aber Abstandsregelungen beachten.
Unsere Anlage wird zur schönsten in Dresden gekürt, was durchaus kontrovers war, denn in unserer Anlage wird der Natur auch Raum gegeben.
Diese Chronik wurde geschrieben Ende April 2020 im Garten-Lockdown einer Parzelle der KGV Am Waldrand auf Grundlage der Ausarbeitungen der Gartenfreunde Gerhard Groß und Gerhard Müller und einer Diplomarbeit von Katja Zachlod. Ein Buchmanuskript mit vielen Bildern und Dokumenten ist in Arbeit und wird bis zum nachgeholten Jubiläumsfest im nächsten Juni vorliegen.
Hinweise für Ergänzungen und Korrekturen nimmt der Chronist gern entgegen unter +49 351 83019803 oder hennig@poeterey.de
Sebastian Hennig, 2023
Verwendete Literatur:
- Andert, Frank (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. leicht geänderte Auflage, Stadtarchiv Radebeul, 2006
- Böhm, Heinz: Erholen, pflegen, ernten. in Sächsische Zeitung vom 3./4. Juli 1982
- Dietrich, Isolde: Hammer, Zirkel, Gartenzaun, Die Politik der SED gegenüber den Kleingärtnern. BoD, Norderstedt 2003
- Katsch, Günter; Katsch, Lisa: Das Kleingartenwesen in der sowjetischen Besatzungszone und in der DDR. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Deutsches Kleingärtnermuseum Leipzig, 2008
- Vassmers, Dieter: 1945-1959 Das Kleingartenwesen Sachsens in der Nachkriegszeit und die ersten Jahre der DDR bis zur Gründung des VKSK 1959. in Der Schrebergärtner, Bd 17, Dresden 2017